Spätestens seit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 wird die Anti-Atomkraftbewegung in Westdeutschland Teil des politischen Mainstreams. Orte wie Gorleben oder Brokdorf brennen sich in das kollektive Bewußtsein der bundesrepublikanischen Bevölkerung. Im Wendland protestieren Bauern und Kirchenvertreter*innen in seltener Eintracht mit linksautonomen Student*innen.
Mit dem Fall der Mauer erweitert sich das Konfliktfeld auch auf die noch bestehende DDR. Und auch hier verläuft die Annäherung zwischen den Ost- und Westaktivist*innen nicht ohne Reibung.
Trotz des gemeinsamen Ziels sind sich die Mitstreiter*innen über die Formen des Protestes uneins. Im Frühjahr 1990 ist Stendal einer der Brennpunkte des Widerstands. Unter Regie der Treuhand soll hier ein halbfertiges Kernkraftwerk vollendet werden. Es formiert sich Widerstand.
Das Mitleid der Westaktivist*innen mit den Ostvolkspolizisten ist nur eine Randnotiz bei den Geschehnissen rund um das KKW Stendal. Tiefgreifender sind die Gedanken über das Wesen einer gesamtdeutschen Protestkultur.
Und der „normale“ Ost-Bürger? Zwischen Währungsunion, neuer Freiheit, und Existenzsorgen – wieviel Platz hat da der Umweltschutz?