Wo lernt man sich schneller kennen als beim Sport? Wenige Tage nach Öffnung der Mauer denken sich das auch die Handballer vom SG Aufbau Boizenburg. Im 12 Kilometer entfernten Lauenburg erfragen sie in der Lokalredaktion Kontakte von interessierten Westmannschaften. Die Redaktion stiftet den Pokal. Noch im November 1989 findet das erste Ost-West-Freundschaftsspiel der Region in Lauenburg statt. Die Halle platzt aus allen Nähten. Der Sport wird zur Nebensache. Im Vordergrund steht die Begegnung der neuen Nachbar*innen.
In Mölln klopft wenig später die NVA an die Tür der Jugendherberge. Auch der Trainer der Armeesportgemeinschaft Vorwärts Hagenow sucht unkonventionell neue sportliche Gegner im Westen. Seine Spieler sind Rekruten der Grenztruppen der Kaserne Hagenow. Fußball wird hier als Leistungssport betrieben. Man spielt erfolgreich in der Bezirksliga Schwerin. Der Jugendherbergsvater vermittelt. Im Januar 1990 steht Vorwärts Hagenow dem ehemaligen Klassenfeind gegenüber. In der Auswahl der Möllner Sportvereinigung spielt auch ein Bundeswehrangehöriger mit.
Neben ASG Vorwärts Hagenow und der MSV Mölln mischen auch Vorwärts Prora, Hydraulik Parchim sowie ISG Tief und Chemie Schwerin auf dem spiegelglatten Parkett mit. Nur gegen Prora kann Mölln punkten, gewinnt aber die Sympathien der Zuschauer*innen.
Noch zweimal spielen die MSV Mölln und die ASG Vorwärts Hagenow gegeneinander. Ab Frühjahr 1990 wird der NVA-Standort Hagenow aufgelöst. Schon vor Saisonende verliert die ASG Vorwärts Hagenow immer mehr Spieler. Zu Saisonende wird die ASG aufgelöst, den Platz in der Bezirksliga übernimmt Lok Hagenow. Einige Spieler von Vorwärts Hagenow wechseln auch zu Vereinen im Westen.