Die Küstenfischerei in Boltenhagen hat eine lange Tradition. Auch in den vier Jahrzehnten DDR wird vor Ort weiter Fisch gefangen. Doch das Grenzregime des Staatssozialismus erzeugt für die Fischer vor Ort eine besondere Situation. Im „westlichsten“ der DDR-Ostseebäder ist die Lage durch die direkte Grenznähe immer angespannt. Für die Grenzbrigaden an der Seegrenze stehen die Fischer vor Ort immer unter Fluchtverdacht. Auch nach der Grenzöffnung stellen sich den Fischern in der Region Herausforderungen. Wer das alte Handwerk noch betreibt, kann davon eigentlich nicht mehr leben.
Uwe Dunkelmann ist Fischer in Boltenhagen und das schon in dritter Generation. Die Familie Dunkelmann ist fest mit dem Ort Boltenhagen verbunden. Der Großvater hat 1917 als einer der ersten eine Fischereigenehmigung bekommen. Heute führen neben Uwe auch sein Bruder Klaus und dessen Sohn Kai das Familienhandwerk fort.
Fischen zu DDR Zeiten bedeutet, ständigen Kontrollen unterworfen zu sein. Gleichzeitig ist die Fischerei im Osten kein schlechter Broterwerb. Durch die subventionierten und gleichbleibenden Preise haben viele Fischer ein gutes Auskommen. Als in den 1970er Jahren der Hering das DDR-Exportgeschäft ankurbelt, können die Fischer gute Geschäfte machen. 1.400 Mark gab es pro Tonne. Die Fänge kamen meist aus dem Greifswalder Bodden.
Mit dem Mauerfall kommt die Freiheit. Aber mit der Freiheit auch gleichzeitig eine Fülle von Verordnungen, Gesetzen und Vorschriften. Plötzlich braucht es unter anderem Versicherungen und Seeberufsgenossenschafften, um aufs Meer fahren zu können. Für viele Fischer im Osten Neuland, das sie überfordert. Eine ganze Reihe von ihnen kann die notwendigen Investitionen nicht stemmen und hört auf.